Unsere Geschichte

Der Ursprung der heutigen Halle-Leobener Burschenschaft Germania liegt in der Steiermark, in Leoben. Am 15. April 1882 wurde an der dortigen Montanuniversität die Bergakademische Burschenschaft Germania als erste Burschenschaft in Leoben gegründet. Freiheitliche und deutschnationale Gedanken prägten unsere Burschenschaft zu dieser Zeit. Das erkannte auch die repressive K.u.K-Monarchie im habsburgischen Vielvölkerstaat: Man antwortete mit harten Repressionsmaßnahmen, sodass Verbotsmaßnahmen und Tarnorganisationen unsere Gründungszeit stets begleiteten. Erst 1895 fiel das Verbot der Zugehörigkeit zu einer studentischen Verbindung.

Aktivitas der Germania im Jahre 1886 in Leoben

Für die burschenschaftliche Bewegung in Österreich stellte der Kärntner Abwehrkampf 1918 ein wichtiges Ereignis dar. Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte der SHS-Staat (Vorgänger Jugoslawiens) das deutschösterreichische Kärnten mit Waffengewalt zu erobern. Provisorische Truppen unter Befehl des Burschenschafters Arthur Lemisch (Innsbrucker akad. Burschenschaft Suevia) lieferten sich mit der regulären Armee des SHS-Staats erbitterte Gefechte. Zahlreiche Burschenschafter aus ganz Österreich meldeten sich hier freiwillig zur Landesverteidigung – darunter kein geringer Teil aus unseren Reihen. Der Kärntner Abwehrkampf endete mit einer Volksabstimmung zugunsten Deutschösterreichs. Hier schrieben wir erstmals Geschichte. In Erinnerung daran schlossen wir uns mit den Burschenschaften Stiria Graz, Suevia Innsbruck, Silesia Wien und Carolina Prag 1920 zum Ostmarkenkartell zusammen. Als gemeinsame Aufgabe gab man sich unter anderem die Förderung deutscher Volksgruppen im Ausland.

1930 verlegten wir den Aktivenbetrieb nach München als Alte Leobener Burschenschaft Germania zu München. 1935 wurde die Burschenschaft wieder aufgelöst, existierte jedoch ab 1938 als Kameradschaft „Ernst Großmann“ weiter. Der Name Ernst Großmann erinnert an den einzigen akademischen Burschenschafter (Leobener akad. Burschenschaft Leder), welcher in den Kärntner Freiheitskämpfen gefallen war. Diese Kameradschaft wurde gemeinsam mit der Burschenschaft Leder geführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang eine Reaktivierung in München nicht mehr, sodass die Burschenschaft erst wieder 1957 den Aktivenbetrieb in Clausthal-Zellerfeld als Alte Leobener Burschenschaft Germania zu Clausthal aufnahm, wo sie bis zum Jahre 1999 verblieb.

Aktivitas im Sommersemester 1932 in München
Aktivitas im Sommersemester 1932 in München

Wir sind ein Fusionsbund – die Geschichte unserer zweiten Linie beginnt am 11. September 1993 mit der Gründung der Burschenschaft Franco-Germania Halle durch Mitglieder des Schwarz-Weiß-Roten Kartells. Ziel war es, in der traditionsreichen Universitätsstadt Halle burschenschaftliches Leben wieder aufleben zu lassen, nachdem in der DDR ein striktes Verbot herrschte. Ab dem Wintersemester 1997/1998 erfolgte die Kontaktaufnahme zur Alten Leobener Burschenschaft Germania zu Clausthal, welche aufgrund fehlender Möglichkeiten zum erfolgreichen Fortbestehen in Clausthal-Zellerfeld auf der Suche nach einer neuen Heimstätte war. Im Jahre 1999 wurde schließlich die Fusion zur Halle-Leobener Burschenschaft Germania von beiden Burschenschaften beschlossen und im Oktober 1999 der Fusionskommers in Halle an der Saale gefeiert. Es wuchs zusammen, was zusammengehört. Im Geschäftsjahr 2000/2001 übernahmen wir als erste mitteldeutsche Burschenschaft den Vorsitz der Burschenschaftlichen Gemeinschaft.

Unser Leobener Gründungssprecher Carl Caspar Irresberger sprach zu unseren Bundesbrüdern anlässlich der Verlegung nach München: „Wir sind nicht eine Leobener, sondern eine deutsche Burschenschaft. Wir sind es unserem Volke schuldig, dem Rufe nach neuer burschenschaftlicher Arbeit dorthin zu folgen, wo es sich bietet.“ Dieser Ausspruch hat uns durch die Jahrzehnte begleitet und schließlich nach Halle an der Saale geführt, wo wir heute demgemäß an der Zukunft unseres Landes schaffen wollen.

Die Farben Schwarz-Rot-Gold, das Recht auf Meinungsfreiheit, die Demokratie in Deutschland, das sind alles Dinge, die vielen heutzutage als selbstverständlich erscheinen. Aber wer weiß heute noch, wo die Wurzeln für all jenes liegen? Es waren die Studenten der Urburschenschaft vor 200 Jahren, die sich gegen die französische Fremdherrschaft in damaligen deutschen Provinzen wehrten und als erste den Gedanken an ein einiges Deutschland knüpften. Die Deutsche Burschenschaft (DB), der auch wir angehören, ist der Dachverband der Burschenschaften, die sich zu den Idealen der Urburschenschaft von 1815 bekennen.
Wir Burschenschafter haben die deutsche Geschichte entscheidend mitgeprägt und nehmen dieses Erbe heute als unseren Auftrag an.

Gott, Ehre, Freiheit, Vaterland!

Deutsch, frei, froh und recht,
niemands Herr und niemands Knecht!

– Wahlspruch der Halle-Leobener Burschenschaft Germania